Recherche im Archiv des ITS

Der ITS

Seit 2007 ist das Archiv des Internationalen Suchdienstes (International Tracing Service, kurz: ITS) für die öffentliche Forschung zugänglich gemacht worden.
Bis dahin lag der Arbeitsschwerpunkt auf dem Bewahren von historischen Zeugnissen und dem Beantworten von Anfragen von Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung und deren Angehöriger. Die Personen und ihre Schicksale sind Grundlage der Archivstruktur.
Im Archiv lassen sich unter anderem zeitgenössische Unterlagen aus verschiedenen Konzentrationslagern sowie Kopien von Teilbeständen anderer Archive finden. Diese wurden in den vergangenen Jahren gescannt und digital in einer Datenbank erfasst. Auch hier ist der Ausgangspunkt jeder Recherche die einzelne Person. Die Recherche in der digitalen Datenbank läuft einerseits über eine „Zentrale Namenskartei“, andererseits ist auch eine Stichwortsuche möglich. Vor allem letztere ist in den vergangenen Jahren immer besser ausgebaut worden.

Zwei Jahre nach Öffnung besuchten die beiden hauptamtlichen Historikerinnen des Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. erstmals das ITS-Archiv in Bad Arolsen. Bereits während des ersten Besuches wurde deutlich, dass neben den personenbezogener Unterlagen auch viele themenbezogene Dokumente vorliegen, die für die Arbeit zur NS-Geschichte in Salzgitter relevant sind.

Eine intensivere Forschung wurde in den folgenden Jahren im Rahmen mehrerer Projekte von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ermöglicht.

Forschungsschwerpunkte

Bereits im ersten Forschungsjahr wurde entschieden, dass die Häftlinge des KZ Drütte einen Forschungsschwerpunkt bilden sollen. Anhand der Transportliste vom 18. Oktober 1942 aus dem KZ Buchenwald in das KZ-Außenlager Drütte wurden zunächst die Hintergründe der ersten 50 Häftlinge recherchiert. Die Ergebnisse machten deutlich, dass bisherige Forschungsergebnisse zur Struktur der Häftlinge im KZ Drütte stellenweise ergänzt und überdacht werden müssen.

Im Laufe der Jahre konnte fast 500 Personen der Aufenthalt im KZ Drütte nachgewiesen werden. Als Recherchegrundlage wurden einerseits Dokumente (Originale und Kopien aus anderen Archiven) aus den Beständen des hiesigen Archivs herangezogen. Andererseits tauchten auch immer wieder neue Listen während der Recherche im ITS-Archiv auf, die ebenfalls geprüft wurden.

Während die Archivarbeit anhand von Listen einen guten Einblick in größere Zusammenhänge, wie z.B. Transportstrukturen, bietet, rücken Recherchen zu Anfragen von Angehörigen oft sehr persönliche Momente in den Mittelpunkt. Besonders beeindruckend war unter anderem die Begegnung mit Willi H., Neffe von zwei Häftlingen aus dem KZ Watenstedt/Leinde, der die Schicksalsklärung seiner Onkel 2012 im Namen seiner Mutter fortsetzte. Seine Mail-Anfrage an die Gedenkstätte KZ Drütte zog ungeahnte Entwicklungen nach sich. Die ganze Geschichte ist in den „Stadtgeschichten“ vom Oktober 2012 nachzulesen.

Die Ergebnisse der Forschungen im Archiv des ITS haben bereits jetzt weitreichende Auswirkungen auf die Arbeit in der Gedenkstätte und ihrem Archiv. Bisher konnten kaum Personen aus den beiden anderen Außenlagern im Salzgittergebiet oder mit anderen Hintergründen geprüft werden. Während der Recherchearbeiten wurde deutlich, dass auch zu Zwangsarbeitern in den Reichswerken „Hermann Göring“ sowie zu „Displaced Persons“ (heimatlose Ausländer) umfangreiches Material vorliegt.

Auch für die kommende Zeit sind weitere Forschungen im ITS-Archiv geplant, zum einen, um die inhaltlichen Arbeiten fortzusetzen, zum anderen kann auf diesem Wege der humanitäre Auftrag einer Gedenkstätte erfüllt werden.