Halina D.

Die Zeit vor der Inhaftierung
1927 bis 1944

Halina D. wurde am 1. November 1927 in Warschau geboren. Als Schülerin war sie während des Warschauer Aufstands im August 1944 als Meldegängerin aktiv.

Die Zeit während der Inhaftierung
1944 bis 1945

Zusammen mit ihrer Mutter Stefania wurde Halina D. in Warschau inhaftiert und über das Durchgangslager Pruszkow ins KZ Ravensbrück gebracht. Beide Frauen kamen am 13. September 1944 von dort aus in das KZ Salzgitter-Bad. Ihr Transport mit über 270 Frauen war der erste, der in dem neu errichtete Lager ankam.

Halina D. musste in Salzgitter in der AG für Bergbau- und Hüttenbedarf an einer Maschine arbeiten und Rillen in Munitionskugeln fräsen. Oft gingen dabei die Metallkörper kaputt, sodass die junge Polin befürchtete, die SS würde ihr vorsätzliche Sabotage unterstellen. Dies hätte schwerste Bestrafungen, sogar die Todesstrafe nach sich ziehen können.

An einem Herbsttag 1944 wurde Halina D. von den SS-Aufseherinnen nach ihrer Schicht in der AG für Bergbau- und Hüttenbedarf vergessen. Alle anderen Häftlinge waren bereits fort, als sie allein vor dem Werksgebäude stand. Ausländische Arbeiter, die im gegenüberliegenden Lager 2 lebten, wollten der jungen Frau helfen, sie verstecken und ihr zivile Kleidung geben. Doch Halina D. wollte nicht fliehen. Zu groß war ihre Angst, dass die SS zur Strafe für ihre Flucht, die Mutter im Lager bestrafen würden.

Halina D. ging zu Fuß durch den strömenden Regen vom Werk zurück ins Lager. Ihr Fehlen war den Aufseherinnen noch nicht aufgefallen. Beim Eintreffen im Lager nahmen SS-Angehörigen die junge Polin fest und verprügelten und misshandelten sie.

Am 7. April 1945 räumte die SS das Lager. Alle Frauen mussten auf bereitstehende LKW klettern, mit denen sie zum KZ Drütte in den Reichswerken „Hermann-Göring“ transportiert wurden. Die Nacht verbrachten die Frauen wartend auf dem Appellplatz, dann verlud die SS die Häftlinge auf Güterwaggons. Als der Räumungszug auf dem Güterbahnhof in Celle in einen Luftangriff der Alliierten geriet, konnten sich Mutter und Tochter einen angrenzenden Wald retten. Nach der Bombardierung wurden sie von bewaffneten SS-Männern, Volkssturm, Zivilisten und Hitlerjungen zusammengetrieben. Trotz ihrer schlechten körperlichen Verfassung, mussten die Häftlinge zu Fuß in das etwa 30 km entfernte KZ Bergen-Belsen marschieren. Dort angekommen fanden die Frauen katastrophale Zustände vor.

Nach wenigen Tagen, am 15. April 1945, erlebte Halina D. ihre Befreiung durch die britischen Alliierten. Zu diesem Zeitpunkt wog die junge Frau nur noch 32 kg und war an Typhus erkrankt.

Die Zeit nach der Inhaftierung
Ab 1945

Halina D. und ihre Mutter blieben einige Monate im DP-Camp Belsen und kehrten im November 1945 zurück nach Polen. Die Mutter verstarb einen Monat später an den Folgen der KZ-Haft. Halina D. holte ihren Schulabschluss nach und arbeitete 35 Jahre lang im Resort für Holzwirtschaft und Postindustrie. Sie heiratete und bekam zwei Töchter.

In den frühen 1990er Jahren besuchte Halina D. zusammen mit anderen ehemaligen KZ-Häftlingen das ehemalige Lagergelände in Salzgitter-Bad.