Das vierte Außenlager

Der Ort

Gedenkstein am ehemaligen Lagergelände

❘ Im Spätsommer 1944 wurde das ehemalige Zivilarbeiterlager Nr. 43 am südlichen Ortsrand von Salzgitter-Bad zum vierten KZ-Außenlager in Salzgitter eingerichtet und dem KZ Neuengamme unterstellt. Die Häftlinge waren aus dem KZ Ravensbrück nach Salzgitter überstellt worden. In vier Baracken waren zwischen Herbst 1944 und April 1945 etwa 500 Frauen inhaftiert. Das SS-Lager grenzte direkt an das KZ.

Wenige Kilometer vom Lager entfernt wurden die Frauen in der Rüstungsproduktion zur Arbeit eingesetzt. In der „AG für Bergbau und Hüttenbedarf“, eine Tochtergesellschaft der Reichswerke und im Zulieferbetrieb „Kleineisenwerk Salzgitter“ produzierten die Frauen im Dreischichtsystem Granathülsen und Zubehör für Rüstungsgüter.

Mit dem näher rückenden Kriegsende veränderte sich die Atmosphäre im Lager spürbar. Am 7. April 1945 wurden die Häftlinge in Güterwaggons getrieben und zusammen mit den Häftlingen aus dem Außenlager Drütte und dem KZ Holzen in Richtung Norden abtransportiert. Am 8. April geriet der Transport am Celler Güterbahnhof in einen Bombenangriff der Alliierten, bei dem viele Häftlinge ums Leben kamen. Diejenigen, die sich befreien konnten, flohen vorerst in die nähere Umgebung, sie wurden von der SS und zivilen Celler Bürgern zusammengetrieben, teilweise auch wahllos erschossen. Die Überlebenden mussten zu Fuß in das völlig überfüllte KZ Bergen-Belsen laufen, wo sie am 15. April 1945 von den alliierten Truppen befreit wurden.

Die Menschen

Hier kann nur eine Biografie von vielen vorgestellt werden. An alle soll erinnert werden.

Portrait Zora S.
Zora Sekardi, ca. 1941

Zora Sekardi wurde 1926 in Jesenice (Slowenien) geboren. Nach der Besetzung Sloweniens durch deutsche Truppen 1941 entwickelten sich Widerstandsbewegungen in der Bevölkerung. Sekardis ältere Brüder beteiligten sich am Widerstand und hielten heimlich Kontakt zur Familie. Nach einem Besuch der Brüder wurde Zora verhaftet und kam als Zwangsarbeiterin nach Deutschland.

Im Sommer 1944 fand die Gestapo bei ihr einen Brief von ihrem Bruder, der weiterhin bei den Partisanen aktiv war. Zora wurde daraufhin verhaftet und in das KZ Ravensbrück eingewiesen. Am 13. September wurde sie in das KZ Salzgitter-Bad überstellt, bei der Einweisung war sie schwanger. Am 24. Februar 1945 brachte die damals 19-Jährige ein Mädchen zur Welt. Einen Tag später, am 25. Februar 1945 verstarb Zora Sekardi. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Jammertal. Was mit dem Kind geschah, ist bis heute unklar.

Der nächste Beitrag zu den Gedenktagen 2020 erscheint am 25. April.