Das dritte Außenlager

Der Ort

Ehem. Werksgebäude Haverlahwiese I

❘ Über das KZ-Außenlager westlich von Gebhardshagen ist sehr wenig bekannt.

In Interviews und Erinnerungsberichten Überlebender trägt das Lager die Bezeichnung „Salzgitter“ oder „Gebhardshagen“. Ein Wachmann spricht in zeitgenössischen Briefen von „Lager 5b“. Seine Skizze lässt vermuten, dass das spätere Lager 52 in der Nähe des Schachts Haverlahwiese II gemeint ist.

Chronologisch betrachtet war es neben Drütte, Watenstedt/Leinde und Bad das dritte von vier Außenlagern des KZ Neuengamme in Salzgitter. Mindestens 300 KZ-Häftlinge waren hier im Spätsommer 1944 untergebracht. Es handelte sich mehrheitlich um Franzosen, aber auch um Russen. Ein Teil von ihnen wurde im Schacht Haverlahwiese I eingesetzt, die meisten arbeiteten aber vermutlich übertage. Nach ca. zwei Monaten wurde das Lager am 30. September aufgelöst und die Häftlinge zurück in das Stammlager Neuengamme transportiert. Zumindest die bislang recherchierten Häftlinge wurden anschließend auf die neu errichteten Außenlager Kaltenkirchen bzw. Husum aufgeteilt.

Die Menschen

Hier kann nur eine Biografie von vielen vorgestellt werden. An alle soll erinnert werden.

Auszug aus einem Erinnerungsbericht von E. Mahieu

Edmond Mahieu wurde am 23. Juni 1920 in Caen (Frankreich) geboren. Nach seiner Schulzeit schlug er die Offizierslaufbahn ein. Er schloss sich der Résistance an und leitete zuletzt eine Gruppe der „Organisation de Résistance de l’Armée“. Nach seiner Verhaftung kam er im Juli 1944 in das KZ Neuengamme. Von dort wurde er am 23. August in das Außenlager bei Gebhardshagen überstellt, wo er als Bergarbeiter in der Grube Haverlahwiese eingesetzt wurde.

Ab Oktober musste der 24-Jährige im Außenlager Kaltenkirchen Zwangsarbeit leisten. Völlig entkräftet wurde er im März 1945 dem Stammlager Neuengamme rücküberstellt. Im Rahmen der Aktion Bernadotte gelangte er daraufhin erneut nach Salzgitter, nun in das Außenlager Watenstedt/Leinde. Schwer erkrankt erlebte er Ende April 1945 seine Befreiung in Ravensbrück.

Über Berlin kehrte Mahieu zurück nach Frankreich. Er war anschließend in mehreren Ländern stationiert, u.a. 1968 für zwei Jahre in Deutschland.

Edmond Mahieu starb 2000 in Paris.

Der letzte Beitrag zu den Gedenktagen 2020 erscheint am 8. Mai.