„Jüdische Häftlinge im Salzgittergebiet“ Seminar mit Auszubildenden der Salzgitter Flachstahl GmbH zur Gedenkstunde am 11. April 2021
Am 30. März 1926 kam Eva Balog in Sombor (Serbien) zur Welt.
Am 26. April 1944 wurden die 18-Jährige und ihre Mutter verhaftet und in das KZ Auschwitz transportiert, wo die SS ihre Mutter in der Gaskammer ermordete.
In Auschwitz traf Eva unter anderem auf Vera Ripp, eine Freundin aus ihrer Heimat.
Nach sechs Monaten wurden die zwei Frauen in das KZ Bergen-Belsen gebracht. Dort gab es keine regelmäßigen Zählapelle und sie mussten nicht arbeiten, doch alle waren schwach, denn es gab nur wenig zu Essen. Es kamen regelmäßige Transporte an, das Lager wurde immer voller und Krankheiten wie Typhus breiteten sich aus. Am 18. Dezember 1944 wurde morgens ein Zählappell angeordnet, um Transporte zusammenzustellen. Eva und Vera versteckten sich zunächst, aber meldeten sich später doch, aus Angst erwischt zu werden.
Sie wurden nach Braunschweig in das Außenlager SS-Reitschule transportiert. Man brachte sie in ehemaligen Ställen unter. Schlafen mussten sie auf dem Betonboden der voll mit Läusen und Schmutz war.
„… was 1944 geschehen ist, was uns passiert ist, wir haben nicht im Geringsten geglaubt, dass so etwas möglich ist!“ ❘ Eva Balog, 2001
Am 21. Februar 1945 fand am Morgen eine Selektion statt, am Abend zuvor wussten Eva und Vera schon da- rüber Bescheid. Eva dachte, es sei ihr Ende und sagte zu Vera: „Ich überlasse dir meinen Löffel, ich brauche ihn nicht mehr“. Doch Vera nahm ihn nicht an, sie wollte von diesem „Testament“ nichts hören.
Eva kam in das KZ Watenstedt/Leinde. Nun war sie auf sich allein gestellt, denn Vera war nicht mehr da.
Diesmal erfolgte die Unterbringung in Baracken. Eva bekam Fieber, woraufhin sie in das Krankenrevier des Lagers eingewiesen wurde.
Am 7. April 1945 wurde das KZ Watenstedt/Leinde von der SS geräumt und die Häftlinge in das KZ Ravensbrück transportiert. Am 2. Mai 1945 wurde dieses Lager von der sowjetischen Armee befreit.
Wenige Tage nach der Befreiung traf Eva in Malchow auf ihre Freundin Julika Ofner.
Anfang August fuhren die beiden jungen Frauen mit einem Zug nach Jugoslawien. Als sie in ihrer Heimatstadt angekommen waren, erfuhr Eva, dass ihr Vater überlebt hatte und in einem naheliegenden Krankenhaus lag. Auch ihre Freundin Vera traf sie später wieder.
Eva Balog gründete wenige Jahre nach ihrer Rückkehr eine Familie. Bis zu ihrem Tod 2008 hielt sie engen Kontakt zum Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. in Salzgitter.
Tim Nickel, ZM 20 / Steve Hinte, EfA 20.1