2013 ❘ 70 Jahre Friedhof Jammertal

Im Sommer 1943 stellten die Reichswerke „Hermann Göring“ eine Fläche für einen zentralen „Ausländerfriedhof“ zur Verfügung. Insgesamt wurden dort mehr als 4000 Opfer beigesetzt. Noch bis 1951 mussten alle „Ausländer“ auf diesem Friedhof beerdigt werden.

Bereits in den 50er Jahren fanden erste Gedenkfeiern auf dem Friedhof statt. Noch heute ist der „Ausländerfriedhof“ im Bewusstsein der alteingesessenen Bevölkerung, die Geschichte des Ortes und die Schicksale der dort beigesetzten Opfer sind jedoch weniger präsent.

70 Jahre nach Einrichtung des „Ausländerfriedhofs“ Jammertal machte der Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. am 23. Juni 2013 mit einer großen Veranstaltung auf den Ort aufmerksam. Die Besucher konnten sich auf dem gesamten Friedhof an fast 40 Stationen informieren. Neben der Geschichte des Ortes waren es vor allem Einzelschicksale, die das Netz der Verfolgung und Vernichtung verdeutlichten. Vorab recherchierten neben den Hauptamtlichen auch Teilnehmer_innen der Jugend-AG und Ehrenamtliche. Ziel war es, den Besuchern durch vielseitige Methoden den Zugang zum Thema zu erleichtern. So wurden neben klassischen Ausstellungstafeln und Lesemappen auch Originale aus dem Archiv präsentiert, es gab Hörstationen, ein Video-Interview mit einer Zeitzeugin und szenische Lesungen in unterschiedlichen Sprachen.

Am Veranstaltungstag fanden sich mehrere hundert Besucher auf dem abgelegenen Friedhof ein. Bereits Tage zuvor wurde begonnen, das Gelände vorzubereiten: der Städtische Regiebetrieb beschnitt die Bäume und mähten den Rasen, Ehrenamtliche legten zugewachsene Grabplatten frei und Kollegen der Salzgitter AG lieferten WC, Generatoren, Sonnenschirme, Tische und Bänke.

Die Veranstaltung begann mit einem interkonfessionellen Gedenken durch Vertreter beider christlicher Religionen sowie Juden und Muslime. Nach Grußworten der Stadt, des Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. und von Angehörigen wurden vor den fünf Gedenksteinen am Eingang zum Gräberfeld Kränze niedergelegt. Die Besucher hatten die Möglichkeit, in Erinnerung an die Opfer einzelne Blumen auf dem Gräberfeld niederzulegen.

Während des gesamten Nachmittags konnte man die vielen Besucher beobachten, wie sie sich in die Geschichte des „Ausländerfriedhofs“ vertieften und dabei immer wieder tief berührt waren. Die unterschiedlichen Präsentationsformen boten nicht nur interessante Zugänge, sie waren auch Anstoß für interessante Diskussionen während und nach der Veranstaltung.

Die Arbeitsergebnisse der Veranstaltung stehen auch weiterhin für Interessierte zur Verfügung. In einer Broschüre sind die wichtigsten Informationen zur Geschichte des Friedhofes und der Mahnmale, aber vor allem auch 15 ausgewählte Biografien zusammengestellt.

Friedhof Jammertal 2013

 

 

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