Die Besserung
nach Berichten überlebender Häftlinge des Konzentrationslagers Moringen
Der todkranke Franz hat seinem Sohn den Auftrag gegeben, einen Brief an einen ehemaligen Freund zu überbringen, zu dem er seit fast fünfzig Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Im Krankenhaus hat der Sterbende zum ersten Mal sein Schweigen gebrochen und ein lang gehütetes Lebensgeheimnis offenbart: Als Vierzehnjähriger ist er als „asozial“ gebrandmarkt in das Jugendkonzentrationslager Moringen eingewiesen worden. Franz‘ Sohn erfährt nun zum ersten Mal etwas über die kriminalbiologisch begründete Selektion der jugendlichen Häftlinge, die wirtschaftliche Ausbeutung der Insassen durch Zwangsarbeit, die alltägliche Gewalt, die Strafen, die Rohheit und Willkür der Aufseher. Den Auftrag, den Brief zu übergeben, kann er nicht erfüllen, denn der Empfänger ist seit zehn Jahren tot. In einem Gespräch mit dessen Sohn gibt er weiter, was er von seinem Vater gehört hat – auch dass der eigentliche Empfänger des Briefes ebenfalls Häftling in Moringen war -, und beide Söhne stellen fest, dass sie von der Vergangenheit ihrer Väter so gut wie gar nichts wussten.
In Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Moringen haben stille hunde auf der Grundlage von Zeitzeugenberichten und anderen historischen Quellen ein Theaterstück entwickelt, das ein Schlaglicht auf die menschenverachtende Ausgrenzungs-ideologie der nationalsozialistischen Machthaber und ihre Umsetzung in die Praxis wirft. Im Zentrum von Die Besserung steht das Schicksal des vierzehnjährigen Franz, der 1942 bei den faschistischen Jugendbehörden als „Herumtreiber“ und „Pubertäts-versager“ aktenkundig wird und nach einem wiederholten Fluchtversuch aus einem Jugendheim in das sogenannte „Jugend-schutzlager“ Moringen überstellt wird. Die Geschichte des Häftlings Franz ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der zwei Söhne sich über das aus Scham von ihren Vätern lange verschwiegene Geheimnis des Lageraufenthaltes unterhalten.
Eine Theaterproduktion von stille hunde (Göttingen)
Zeit | 18.00 Uhr (Einlass: 17.30 Uhr)
Ort | Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte
Karten | 13,- € / 8,- € (Azubis/Stud./Schüler:innen)
Vorverkauf im Vereinsbüro